Freitag, 26. April 2013

geschafft - die mit 105 km längste Etappe von Modica nach P.Armerina

Eigentlich wollte ich um halb neuen auf dem Rad sein, aber das Frühstück wurde von der Mama des Wirtes noch zubereitet, und das dauert halt. Um kurz nach neun war ich dann aber unterwegs, zuerst mal in Modica den Berg hoch. Dabei entdeckte ich , wie der Müll weggebracht wird, wenn er mal weggebracht wird. Ein Mini-Transporter , der durch die schmalen Gassen der Altstadt passt, holt den Müll aus den Orten, und irgendwo draußen auf einem Parkplatz wartet dann das normale Müllauto. Der Kleine kippt den ganzen Dreck in den großen, und dann fährt er wieder einsammeln.
Leider muss zwischen Modica und Ragusa ein Fluss überquert werden, man fährt also erst die mühsam gewonnenen Höhenmeter in rasender Fahrt abwärts, um sie drüben wieder hochtreten zu müssen. Ragusa wurde vom Erdbeben 1693 genauso wie viele andere Städte zerstört; ein Teil der Bevölkerung baute an Ort und Stelle die niedrigere Stadt Ragusa Ibla wieder auf, der andere Teil baute auf der Hochebene gegenüber das neue Ragusa Superiore neu. Beide Städte standen im ständigen Wettstreit , wer die schönsten Paläste und Kirchen hat. Erst Anfang des 20.Jahrhunderts wurden die beiden Städte wieder vereint.
Die Steigung nahm fast kein Ende, aber irgendwann fand ich doch den richtigen Weg nach Comiso. Erstaunlich ist, dass Ragusa Superiore tatsächlich einen großen Bahnhof hat, der Zug sich also irgendwie heraufwindet. Durch verschiedene Vorortviertel von Ragusa mit Großmärkten aller Art kam ich dann nach Überquerung der SS514 an eine Stelle, wo man einen weiten Blick nach unten hat und entsprechend schnell die Serpentinen nach Comiso herunterdonnern kann. Auf einer kleinen Strasse ging es dann entlang des Naturparks Bosco di San Pietro über Mazzarone, einem Weindorf, in dem der Wein unter endlosen Planen wächst, nach Caltagirone, das wieder auf einem Berg liegt und wie alle andern Städte 1693 durch das Erdbeben zerstört und im sizilianischen Barock wieder aufgebaut wurde. Leider hatte ich keine Zeit für eine Besichtigung, ich wollte nur möglichst rasch ankommen. Hinter Caltagirone wird gerade an einer Autobahn weitergebaut, ein Tal ist für viele Italiener erst richtig schön, wenn die Stelzen der Autobahn die Sicht in die Ferne nehmen. Dank GPS fand ich eine Nebenstrecke über Mirabella Imbaccari - hier eine Kaffeepause wegen Regens - nach Piazza Armerina, mit heftiger Steigung noch zum guten Schluss. Gegen 17:30 Uhr zeigte mir das Garmin an, dass ich gleich beim Agriturismo Savoca ankommen würde, aber ich sah nach der vielen Natur tagsüber über nur einen Schornstein, aus dem jede Menge Qualm kam, der das ganze Hochtal einhüllte. Ich fuhr zu meiner Unterkunft, die wirklich recht schön angelegt war. Ein riesiger Swimming-Pool, die Zimmer im Landhausstil, Pfauen stolzierten überall herum, nur alles war eingehüllt vom Rauch und es stank auch ziemlich. Zum Glück konnte die Mama des Vermieters ein wenig Deutsch, und sie erzählte mir, dass die Nachbarn die Bösewichter mit dem Schornstein wären, dass sie aber nächsten Monat weggehen würden und nachher auch gleich alles ausstellen würden. Ich war wirklich ziemlich alle, aber da wollte ich dann doch nicht übernachten. Nach einigen Palaver hin und her sagte der der Vermieter "va bene", und ich fuhr weiter die letzten Kilometer nach Piazza Armerina. Natürlich tun mir die Leute leid, sie können ja nichts für den Qualm. Aber ich möchte mir so etwas auch nicht antun. Ich hoffe, da gibt es nicht nachträglich noch Ärger, aber ich denke, die wissen selbst, dass sie mit diesem Qualm ein Problem haben und werden das nicht noch an die große Glocke hängen wollen. Schade, Reiten wäre dort auch möglich gewesen. Wahrscheinlich alles Pferde mit Raucherlunge!
B&B sollte ja wohl kein Problem sein, dachte ich, und gönnte mir in P.Armerina gleich mal ein Eis. Aber alle B&B waren nur telefonisch erreichbar, geöffnet hatte keines. Als ich mich dann mit dem Rad noch in der Altstadt verrannte, wurde langsam die Zeit kanpp. Also probierte ich es mit Hotelunterkünfte in meinem Garmin und fand schließlich im Hotel Gangi ein Einzelzimmer für 30 Euro. Vielleicht nicht so schön wie im Agriturismo, das Wasser nur lauwarm, dafür 10 Euro günstiger und zentral gelegen. Nach der Dusche schaffte ich es gerade noch, Brot, Schinken und Mortadella zu besorgen, dann waren die Läden dicht. In Marokko bin ich mal 130 km am Stück geradelt, da ging es auch hoch und runter, aber mehr wie heute muss es für mich mit Gepäck wirklich nicht sein. Ich bin froh, dass die nächsten Etappen kürzer werden.
Duomo San Pietro in Modica mit den 12 Aposteln auf der Freitreppe

Blick vom Corso Umberto auf die Oberstadt

viele Kleine machen den Großen voll

italienische Autobahnkunst gefällt mir nicht

Ragusa Ibla

die beiden Ragusas - links Ragusa Superiore


Weinbau unter Planen bei Mazzarone


Frühling auf Sizilien


Caltagirone
 
Bilderbuchlanschaft vor Mirabella Imbaccari

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen