Sonntag, 21. April 2013

Letojanni nach Francavilla di Sicilia

Autsch, das war die Krone! Die Lakrizschnecken aus Letojanni waren schon uralt und entsprechend hart, und als ich heute eine der Schnecken zerkauen wollte, zog ich mir dabei eine Krone heraus. Zu einem italienischen Zahnklempner will ich auf  keinen Fall! Alos steckte ich die Krone wieder drauf, biss einige Male fest zu, und jetzt scheint sie erst mal zu halten.
Passte irgendwie zu dem Tag. Morgens beim Frühstück schien die Welt noch in Ordnung. Es gab sogar Früchte und Yoghurt, und der Kaffee war mal nicht so dünn wie sonst. Als ich zahlen wollte, gab es keine Verbindung zum Kreditkartensystem, also musste ich bar bezahlen. Die Ortlieb-Tasche war schon wieder kaputt, aber ich habe ja fast alles dabei und habe sie diesmal mit massiven Schrauben repariert. Beim Bepacken dann fing es zu regnen, allerdings nur leicht.Und als ich mich mit dem Inhaber noch unterhielt, der gut deutsch konnte, sagte er mir, dass es gestern einen besonders heftigen Ausbruch des Ätna gegeben hätte und auch das Refugio Sapienza geschlossen sei. Die Dörfer hätten einen Ascheregen abbekommen, momentane Lage unklar. Dieser Ätna und ich, wir stehen offenbar auf Kriegsfuss!
Ich fuhr die paar Kilometer bis zur Isola Bella und dann den Berg hoch nach Taormina. Viele Touristen nahmen auch die Seilbahn nach oben. Als ich gerade auf halben Weg war, kamen mir etwa 60 italienische Rennradfahrer entgegen. Die sind nicht nur immer toll angezogen wie echte Profis, sondern echt begeistert, wenn sie einen Radtouristen wie mich mit soviel Gepäck sehen. Jeder hat einen Gruß parat, einfach super. Da fällt das Strampeln gleich mal leichter. Oben angekommen schob
ich das Rad im Touristenstrom zum Teatro Greco. Eigentlich ist es gar nicht griechisch, sondern wurde im 2. Jh. v.Chr. von den Römern auf Fundamenten eines hellenistischen Vorgängerbaus errichtet. Einmalig die Lage, man sieht von oben auf beide Seiten der Küste. Und wenn es nicht so wolkenverhangen gewesen wäre, hätte man hinter Taormina den schneebedeckten Ätna mit
einer Rauchsäule sehen müssen. War aber bei mir nicht so, und überhaupt fand ich 8 Euro Eintritt für ein nicht besonders erhaltenes Theater ziemlich heftig, wenn ich es mal vergleiche mit dem in Orange (Frankreich). Aber Angebot und Nachfrage regeln den Preis, und ich möchte gar nicht wissen, wie es im Sommer hier aussieht. Taormina selbst ist zwar total touristisch, aber auf dem Weg über den Corso Umberto gefiel es mir ausgesprochen gut. Besonders die vielen Blumen erfreuten alle, fast jeder Zweite hatte ein Sträußchen in der Hand und alle paar Meter gab es eine Skulptur aus Blumen. Das gab es auch in anderen Orten, aber ich habe nicht herausbekommen, was die Sizilianer damit feierten. Heute ist Sonntag, klar, aber das wird wohl nicht jeden Sonntag so sein.
Nachdem der Regen immer stärker wurde, setzte ich mich am Plaza Duomo wieder aufs Rad und fuhr wieder hinunter zur Küste. Es ging weiter südwärts bis Giardini-Naxos, wo ich dann wieder ins Landesinnere einbog und folglich wieder den Berg aufwärts strampeln musste.Kurz vor der Gola d'Alcantara ließ der Regen nach, und ich wollte die Schlucht mit den bis zu 50m hohen Basaltfelsen, die von dem Fluss Alcantara ausgewaschen wurden, besichtigen. Wieder 8 Euro Eintritt und vor allem die Einsicht, dass man ins Wasser wegen der Kälte gar nicht gehen kann, bewogen mich dann doch zum Verzicht. Selbst im Sommer wird das Wasser höchstens 12°C warm, dann stapfen aber Unmassen von Menschen im Wasser herum. Mir genügte diesmal ein Blick von oben.
Vorbei an dem auf dem Berg liegenden Motta Camastra erreichte ich bald Francavilla die Sicilia und damit mein gebuchtes Hotel. Das Zimmer war ganz nett und hatte einen Balkon zur Strasse, auf der viele Endurofahrer von einem Wettbewerb zurückkamen. Alle Mopeds mit dicken Lehmkrusten drauf, das war sicher ein Spass. Auch 4x4-Jeeps kamen mir oft zu Gesicht, die kann man sich hier in den Hotels wohl leihen und Offroad unterwegs sein. Ich besichtigte noch den Ort, früher bestimmt
mal ganz hübsch, aber jetzt liest man überall das Schild "Vendesi", zu verkaufen. Irgendwie hat der Ort mich auch nicht angemacht. Vor der Kirche ein paar Männer beim Palaver, alle Geschäfte wegen des Sonntag geschlossen, Blumenreste auf der Strasse, die der nächste Regen wohl in den Alcantara spülen wird. Zum Glück geht das Internet, also werde ich meinen Blog weiter schreiben. In einer Viertelstunde gibt es Abendessen, und dabei werde ich mir die Strecke für morgen anschauen.

Eigentlich habe ich für Morgen das Refugio Sapienza auf der Südseite des Ätna in 1900m Höhe gebucht. Mein Plan ist es, zuerst bis Linguaglossa zu fahren und dann die steilen Serpentinen hoch zum Rifugio Brunek. Dort gibt es 2 Möglichkeiten: entweder westlich am Ätna vorbei noch etwa 40 km Offroad-Piste mit nur 500m höher gelegenen Refugio Sapienza, oder aber östlich herum von etwa 1400 m abwärts auf Strasse und dann 1300 Höhenmeter aufwärts. Ich würde die Offroad-Piste bevorzugen, aber erst mal sehen, was der Ätna macht. Auf dieser Seite gibt es immer gute Infos und auch Bilder. Lest mal selbst den letzten Ausbruch vom 20.April, Eruptionssäule mehrere Kilometer hoch, nach Osten abdriftend. Das spricht eindeutig für die Offroad-Piste auf der Westseite. Auf jeden Fall heißt es früh aufstehen, das ist ein langer und anstrengender Weg.
Ätna-Ausbruch vom 20.April

bequemer mit der Gondel

Teatro Greco

Teatro Greco mit Blick auf Taormina

Anfang des Corso Umberto

Blumen-Deko überall

noch einmal Blumen

Gola d'Alcantara


Motto Camastra

Männergespräche

bei uns steht es in der Zeitung, hier hängt es an der Wand

dieses tolle Haus verfällt und ist unbewohnt

Rückkehr von der Schlammschlacht


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