Mittwoch, 1. Mai 2013

Marsala nach Trapani

Haben die Dortmunder ja gerade noch mal so die Kurve gekriegt und stehen im Endspiel. Bin gespannt, was die Bayern heute machen. Internet geht ja wieder mal, da sollte es zumindest möglich sein, einen LiveTicker anzuschalten.
Mein Fahrrad stand letzte Nacht zum ersten Mal auf der Terrasse ohne Dach übern Kopf, und prompt hat die Beregnungsanlage alles mit einem Schmutzfilm überzogen. Keine Ahnung, mit was die ihre Pflanzen gießen, aber reines Wasser war das nicht. In den andern Zimmern waren z.T. auch Gäste, aber gesehen habe ich nur zwei. Aber ein Surfanzug und ein Board waren zu sehen, hier im Südwesten scheint man besonders gut segeln und surfen zu können. Seit 2005 ist sogar der America's Cup in Trapani.
Auf kleiner Strasse ging es etwa 7 km nach Marsala, das 397 v.Chr. von den Karthagern unter dem Namen Lilybaion gegründet wurde. 827 n.Chr. fiel es in die Hände der Araber, die es Marsa al Allah - also Hafen Gottes - gleich Marsala nannten, und es ist bis heute ein Zentrum des Islam in Italien geblieben.
Um dem Portwein Konkurrenz zu machen, errichtete der Engländer John Woodhouse 1773 eine Weinproduktion. In alten Eichenfässern entsteht der Likörwein mit bis zu 24% Alkoholgehalt nach einer Lagerung von einem bis zu zehn Jahren. Bedeutung erlangte Marsala auch bei der Wiedervereinigung Italiens, dem Risorgimento, als hier am 11. Mai 1860 der „Zug der Tausend“ unter Führung von Giuseppe Garibaldi landete und den Siegeszug gegen die Bourbonen begann.
Ich trank erst mal einen Frühstückskaffee am Hafen und schob das Rad dann durch die Fußgängerzone der Altstadt. Bemerkenswert waren die Stadttore und auch der Duomo San Tomaso, aber die meisten Geschäfte waren noch nicht geöffnet.
Weiter ging es dann auf kleinen Straßen Richtung Trapani. Ein Problem in den kleinen Orten solcher Straßen waren auch heute die Hunde für mich, die meistens frei herumlaufen und für die Radfahrer offensichtlich zum Feindbild gehören. Zweimal hetzten eine Handvoll Hunde hinter mir her, und ich hatte heute nur Sandalen an und hätte mich schlecht mit Fußtritten wehren können. Immer ein paar Steine mit mir herumzufahren, um sie damit abzuwehren, ist mir vom Gewicht her dann doch zu mühsam. Zum Glück hat mich bis heute noch keiner erwischt. Vielleicht nehme ich beim nächsten Mal Pfefferspray mit, um den Hunden diese Attacken abzugewöhnen.
Obwohl heute kaum Steigung dabei war, und auch die Temperatur heute geringer als gestern war, empfand ich die Strecke heute ermüdend. Ein Stück auf der Schnellstraße am Flughafen vorbei zermürbte mich durch den hohen Verkehr und die ständige Lautstärke. Jeder hupt, weil er grüßt, weil er überholt, weil er sich ärgert, aus Spaß oder weil er irgendjemanden auf etwas aufmerksam machen will. Manche Roller klingen wie ein Tornado, das gepflegte Grollen einer Ducati dagegen lasse ich mir ja gefallen. Kurzum, diese Strecken mit viel Verkehr, zu denen man hier auf Sizilien öfters gezwungen wird, hängen mir inzwischen zum Hals heraus. Ich bin auch langsam froh, dass ich die Runde bald geschafft habe.
Kurz vor dem Ziel kamen die Salinen, die über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftszweig in Trapani waren. Über Windmühlen wurde das Wasser geschöpft und transportiert, begonnen wurde die Kristallisation im März, Erntezeit für das fertige Salz war - und ist immer noch - August bis spätestens September. In Trapani fand ich ziemlich schnell das B&B Luna Blu. Zwei sehr nette englisch sprechende Mädels öffneten mir, aber die waren leider gerade auf der Abreise. Vom Platz und von der Lage her ist es wie immer super, ansonsten wirkt das Zimmer aber schon etwas angegriffen. Für eine Nacht ok, und mein Rad steht sicher im Flur. Nach der Dusche und dem Einrichten des Internets schaute ich mir die Altstadt von Trapani an. Es ist eine Art Sichel ins Meer hinein, links sind die Hafenanlagen, rechts der Strand, und an der Spitze ist der Leuchtturm. Die eigentliche Fußgängerzone ist zwar schön, aber sonst war ich doch etwas enttäuscht. Kleine schöne Ecken, überall Wasser, aber es fehlt der Flair vieler anderer sizilianischer Städte. Gegen Abend gab es dann unweit meiner Unterkunft ein Konzert von "radio it ???" mit einer jungen Band. Hat mir gut gefallen, kein Gesang, nur Instrumental, oft leise sphärische Musik mit Gitarre und Synthesizer, und dann wieder volles Rohr mit allem. Allerdings waren die meisten Sizilianer gar nicht an der Musik interessiert, sondern sie standen in dem Park und trafen sich. Offensichtlich kannte jeder jeden, denn ständig gab es Küsschen da und Küsschen dort, man umarmte sich, nach zwei Sätzen ging man mit derselben Zeremonie auseinander. Und auch die Kinder waren dabei, im vorderen Teil gab es einen riesigen Spielplatz, und da tobten mehrere hundert Kinder. Dieses Gefühl der Gemeinschaft, das geht uns Deutschen ja doch ein wenig ab. Umso schwerer werden es früher die Gastarbeiter bei uns gehabt haben, wenn sie in Deutschlands Kälte ihr Geld verdienen mussten. Diese zwei Stunden sich darin treiben lassen, die haben mich wieder mit vielem versöhnt.
Klatschmohn überall

Eingangstor in Marsala

Duomo San Tomaso

die übliche Debatte irgendwo auf einem Platz in jedem Ort


Blick auf die vorgelagerten Inseln zwischen Marsala und Trapani


Windmühlen transportierten das Wasser bei der Salzgewinnung


Salinen bei Trapani


trotz schlechtem Wetter wird der 1.Mai am Strand verbracht


heute fotografiert man mit i-Pad - sieht aber komisch aus


Trapani am Ende der Sichel


Blick nach Südwesten auf die vorgelagerten Inseln


Sonnenbaden war nichts - aber Entspannung am Wasser geht auch so

Garibaldi-Denkmal in Trapani

Fußgängerzone in Trapani

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